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Zunächst einmal: Danke! Ein Dank an alle Coachees, die dazu beitragen, dass wir Coachs uns selbst coachen können. Oder anders ausgedrückt, dass wir in den vielen Coaching-Sitzungen immer wieder mit uns selbst in Berührung kommen können. Überspitzt formuliert sind es die Coachees, die die Coachs coachen – nicht umgekehrt. Nehmen wir die Systemtheorie und das systemisch-konstruktivistische Gedankengut ernst und übertragen es in aller Konsequenz auf die Situation des Coachings, dann können wir nicht anders, als zu diesem Schluss zu kommen. Das hat Konsequenzen für unser modernes Coaching-Verständnis.

Wir gehen davon aus, dass das Bewusstsein ein geschlossenes System ist, in dem eigens produzierte Gedanken an sich selbst anknüpfen und die Kommunikation ein gesondertes System zwischen Coach und Coachee darstellt. Dann ist klar, dass der Coach sein Gegenüber im Sinne einer identischen Analogie in einem tieferen Sinne nicht wirklich verstehen kann. Selbst wenn die Kommunikation zwischen beiden "dicht" und von Verständnis und Wertschätzung getragen ist, so existiert sie eben doch als etwas eigenständig Drittes, als Kommunikationssystem jenseits der Bewusstseinssysteme von Coach und Coachee. Erst die Beobachtung dieses dritten Systems und der Abgleich dessen mit den eigenen Gedanken und Gefühlen lassen den Eindruck des gegenseitigen Verstehens und Verstandenwerdens entstehen. Und die Beobachtung dieses dritten, eigenständigen Kommunikationssystems erfolgt wiederum innerhalb des jeweiligen Bewusstseinssystems von Coach und Coachee. Beide bilden jeweils ihr eigenes Abbild dieses beobachteten Beziehungssystems in ihrem jeweiligen Bewusstseinssystem.

Dieses eBook ist als Artikel in der Fachzeitschrift "Kommunikation & Seminar" 5/2013 erschienen - unter Verwendung der Fotos von fotolia.com bzw. istockphoto.com.

Prof. Dr. Frank E. P. Dievernich, Professor für Organisation, Führung und Personal an der Hochschule Luzern, systemischer Businesscoach und Lehrtrainer an der Explorers-Akademie in Frankfurt am Main.